FOTOINSTALLATION IM UNTERGRUNDBEREICH DES MÜNCHNER HAUPTBAHHOF (1996) 18 Meter unter dem Bahhofsplatz liegt ein etwa 330 qm großer, sauberer Raum. Er ist hell beleuchtet und mit glatten, grauen Steinplatten ausgekleidet. Als Zwischenetage verbindet er über vierzehn Rolltreppen und einen Lift eine Eikaufspassage im ersten Tiefgeschoß mit den unter ihm gelegenen U-Bahnhaltestellen der Linien U1 und U2. Alltäglich passieren tausende Menschen diesen Ort im Zentrum Münchens. Ein hier angebrachter Werbeleuchtkasten und eine großflächige Plakatwand eine besondere Rolle.
Einerseits ziehen sie die Aufmerksamkeit der Passanten um so mehr auf sich, als daß der Raum selbst völlig unscheinbar gehalten ist, andererseits tragen die alle zehn Tage wechselndenWerbebilder zur Charakterlosigkeit des Ortes bei, da diese in der Stadt an unzähligen Stellen zu sehen sind. Aus dem Zusammenspiel von attraktiver Reklame und unaufällig gestaltetem Raum ergibt sich also eine beliebige Situation, die den Passanten kaum Anhaltspunkte bietet, um sich an diese zu erinnern. Vielmehr scheint sie darauf angelegt zu sein, einen unattraktiven Teil alltäglicher Wirklichkeit aus dem Gedächtnis der Menschen auszublenden.
BEDIENUNGSANLEITUNG (1994) In den öffentlichen Telefonzellen im Bezirk München Schwabing wurde die Bedienungsanleitung zur Benutzung der Münzfernsprecher ausgetauscht. Sie wurden durch beschriftete Schaltpläne ersetzt, auf denen einerseits die Funktionsweise von Lautsprecher und Mikrofon verbildlicht wurden, als auch von Diagrammen, die andererseits die Bestandteile der menschlichen Sprechorgane und das Gehör illustrierten.
ÜBERFORMUNG (1996) Über einen Zeitraum von vier Wochen konnten sich Zeitungsleser morgens beim Kauf ihrer Zeitung ein gratis T-Shirt mitnehmen. Bedruckt war das Hemd mit der tagesaktuellen Titelseite ihrer favorisierten Zeitung. Einzige Bedingung: Das T-Shirt sollte diesen Tag über getragen werden.
BLINDER FLECK (1993) Der Marienplatz im Zentrum Münchens liegt direkt vor dem Rathaus und wird von einer Videokamera überwacht. Die Überwachung findet verdeckt statt ohne irgendwelche Hinweisschilder. Direkt unter der Videokamera wurde ein großer Beobachtungsspiegel so angebracht, daß man beim Blick hinein sowohl sich selbst, als auch die über einem trohnende Videokamera sehen konnte. Allerdings befand man bei der Benutzung des illegal angebrachten Spiegels im Blinden Fleck der Kamera.
WARTEN AUF BEEINFLUSSUNG (1994) "Maßnahme der planmäßigen Beeinflussung einer Personengruppe mit dem Ziel zu einem bestimmten Verhalten anzuregen" Diese Definition von Reklame wurde nachts auf alle Werbeplakate an den Bahnsteigen der Haltestellen Donnersberger Brücke und Hackerbrücke im Zentrum Münchens aufgeklebt.
NEUE WIRKLICHKEIT (1993) Im Jahr 1993 wurde begonnen in München die alten Bushaltestellen, durch neue zu ersetzen. Die neuen sind nun besser beleuchtet und moderner und lassen sich über die Werbeflächen der hinterleuchteten Reklamekästen finanzieren. Allerdings kommt es beim Warten jetzt gewissermaßen zu einer Nötigung. Hatte man vorher wohl oder übel seinen eigenen Gedanken während des Wartens nachhängen müssen, erscheint man nun im Licht und im Vergleich der Werbung, der man sich hier nicht mehr entziehen kann. Auf über hundert Leuchtästen wurden Gesichtspiegel direkt in die Reklame hineincollagiert. Auf ihnen konnte man sich als Wartender nun ein Bild von sich machen und den aufgedruckten Text auf dem Spiegel reflektieren: Wirklichkeit: Gesamtheit der Wahrnehmungs-, Vorstellungs-, Denk- und Gefühlsinhalte, die das Erleben und das Verhalten eines Individuums bestimmen.
SPIELVERBOT (1993) "Aufgrund der sommerlichen Wetterlage ist im Verlauf des Tages mit stark erhöten Ozohnwerten in der Luft zu rechenen. Älteren Leute und Kindern wird daher dringend abgeraten sich im Freien Körperlich zu betätigen." Diese Meldung wurde regelmäßig Mitte der 90er Jahre landesweit über alle Radio sender verbreitet. Sonneneinstrahlung in Kombination mit Autoabgasen führte in den Sommermonaten zu gesundheitsgefährdende Ozonbelastungen in Bodennähe. Risikogruppen sollten daher gewarnt werden während eine Einschränkug oder ein Fahrverbot für Autos nicht verhängt wurde. Über Nacht wurden daherüber hundert Spielplätze in Münche Schwabing konsequent abgesperrt.